Dänemark beschloss 2010 sein Netz mit ETCS Level 2 auszurüsten. Für die Strecke Niebüll - Esbjerg bedeutete das die Anpassung der deutschen Signalsysteme. Level 2 mit Bedarf an GSMR-Funk und zentraler Steuerung aller Stellelemente hätte den Verlust der selbständigen Betriebsführung bedeutet.

ETCS Level 1 Full Supervision

Die technische Lösung fand sich schließlich in der Ausprägung ETCS Level 1 Full Supervision. Bei vielen europäischen Bahnen ist sie teilweise seit Jahrezehnten in Anwendung. Der Vorteil ist die Führerstandssignalisierung wie bei Level 2, bei jüngeren Ausprägungen auch die Verzichtbarkeit auf teure ortsfeste Signale.

Zulassungsweg 

Unter Einbeziehung des EBA-Zentralbereichs ETCS war ein Zulassungsweg zu definieren. Abweichend vom Einsatz Sachverständiger haben ETCS-Anwendungen die TSI CCS zu beachten - inkl. der Einschaltung anerkannter Stellen (notified bodies/NoBo's) in abschließender Verantwortung der Landeseisenbahnbehörde.

Die Herausforderung hier ist die Zulassungsfähigkeit einer Lösung gemäß TSI CCS durch die ERA.

Harmonisiertes Lastenheft mit anderen NE im VDV:  1 Lösung für alle

Das Betriebsgeschehen einer NE ist durch anzuwendende ETCS-Regeln in Form eines Lastenhefts zu beschreiben. Hierauf baut später die Programmierung der Balisen-Ansteuerungen auf.

Damit nicht jede NE individuell ihr Lastenheft nach TSI CCS bei der ERA prüfen und anschließend von der Landesbehörde genehmigen lassen muss, entwickelte sich im VDV-Arbeitskreis ETCS unter meiner Moderation der Gedanke eines harmonisierten Lastenhefts. Basis sollten Anwendungsfälle einiger NE als "first mover" sein, die nach Expertenmeinungen abgeschätzt 80-90 % der vorstellbaren Betriebsfälle abbilden können sollten. Dieser Prozess ist unter dem Bundes-Projekt Digitale Schiene Deutschland (DSD) angestoßen. Vertreter von NE, DB Netz und Industrie treiben die Entwicklung im Unterausschuss ETCS des VDV gemeinschaftlich voran.

Ziel: Fahrdienstvorschrift ETCS + automatisiertes Fahren

Die im VDV-UA ETCS zur Ausarbeitung vereinbarte Fahrdienstvorschrift ETCS für DB und NE-Infrastrukturen zielt auf Führerstands-signalisierten Fahrbetrieb. Ziel ist die deutliche Reduktion der Komplexitäten gegenüber der RIL 408, um so das Berufsbild Triebfahrzeugführer/in wieder breiteren Bevölkerungsschichten näher bringen zu können. Angesichts Verkehrswende und demografischem Wandel liegt im automatischen Fahrbetrieb eine große Chance für das Eisenbahn-System.